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Mittwoch, 16. September 2015

Die Bestände der Eisenbibliothek in Schlatt (CH)

Dem Namen der Eisenbibliothek (Stiftung der Georg Fischer AG, Klostergut Paradies, 8252 Schlatt/Schweiz) entsprechend ist die Literatur über die Gewinnung und Verarbeitung von Eisen und Stahl der ursprüngliche Sammelschwerpunkt. Im Laufe der Zeit hat sich der Fokus auf ausgewählte Teilgebiete der Technikgeschichte samt benachbarten Disziplinen (Geschichte der Naturwissenschaften, Archäometallurgie, Industrie- und Wirtschaftsgeschichte, Industriekultur etc.) erweitert. Es gibt weltweit nur wenige Spezialbibliotheken in diesem Bereich, deren Bestände eine vergleichbare Tiefe, Breite und Vollständigkeit erreichen. Neue und zusätzliche Sammelschwerpunkte kristallisieren sich auch infolge von Entwicklungen in den drei Divisionen der Georg Fischer AG heraus: So wird in Zukunft vor allem den Kunststoffen und ihrer Geschichte grössere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Das Herz der Sammlungen ist ein umfangreicher Bestand an Alten Drucken und ein sehr viel kleinerer Bestand an Handschriften. Diese wertvollen historischen Bestände wurden grösstenteils schon in der Entstehungszeit der Bibliothek oder kurz danach erworben, sie werden bis heute durch gezielte antiquarische Akquisitionen ergänzt. Grundsätzlich gilt für alle Sammelschwerpunkte, dass sowohl historische Drucke als auch neue (geschichtswissenschaftliche) Forschungsliteratur erworben wird. Eine fixe Grenze zwischen historischen und aktuellen Beständen lässt sich nicht ziehen, sie hängt vom Forschungsinteresse ab. In einigen Sammelgebieten wird auch nicht historisch orientierte Literatur erworben, so z.B. zur Giessereitechnik, Eisenmetallurgie und Kunststofftechnologie. Die Bestände sind nach einer hauseigenen Systematik aufgestellt. Einen guten Eindruck von den Sammelgebieten der Eisenbibliothek vermittelt die aktuelle Systematik (http://www.eisenbibliothek.ch/content/dam/ironlibrary/documents/de/library/Benutzung/Aufstellungssystematik.pdf) sowie der Artikel über die Eisenbibliothek im "Handbuch der historischen Buchbestände in der Schweiz" mit Stand 2009 (http://www.eisenbibliothek.ch/content/dam/ironlibrary/documents/de/library/collections/hb_schweiz_band_02_001_524.pdf).

Zum quantitativen Profil des Bestands

Insgesamt umfasst der Bestand der Eisenbibliothek zwischen 40.000 und 45.000 Medieneinheiten, wobei in dieser Zahl sowohl Bücher, Handschriften und Broschüren (graue Literatur) als auch eine Vielzahl von Aufsätzen (Sonderdrucke) und Zeitschriftenbänden enthalten sind. Circa 700 Zeitschriftentitel sind vorhanden, davon circa 70 laufend.

In den historischen Beständen befinden sich circa 5.700 Bände, die vor 1900 erschienen sind. Dazu zählen eine Inkunabel von 1482, cica 330 Drucke aus dem 16. Jahrhundert sowie fünf Handschriften, die vor 1600 zu datieren sind, davon eine Pergamenthandschrift aus dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts. Genauere Angaben zur chronologischen, sprachlichen und thematischen Zusammensetzung der historischen Bestände macht das "Handbuch der historischen Buchbestände in der Schweiz".

Als jüngste größere Erwerbung konnte die Eisenbibliothek im Südwesten Englands etwa 150 Bücher und Broschüren zur Geschichte der Kunststoffe erstehen. Die Sammlung wurde über Jahrzehnte vom Polymerchemiker John Morgan zusammengetragen, der am Rutherford Appleton Laboratory selbst Kunststoffe für die Anwendung in der Atomphysik und Raumfahrt entwickelt hat. Ein von ihm entwickeltes Kunststoffbauteil gelangte sogar bis auf die Venus: es landete dort mit einer frühen Venusmission (nach der Website der Eisenbibliothek).

Die Eisenbibliothek ist seit einigen Jahren SWB-Teilnehmerbibliothek. Kostenpflichtige Führungen durch die Bibliothek sind möglich.

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