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Donnerstag, 2. November 2017

„Constitutio Antoniniana“ ist UNESCO-Weltdokumentenerbe

Der Papyrus Giessensis 40, der in der UB der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) seit vielen Jahren aufbewahrt wird und 2009 restauriert wurde, ist in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen worden. Er enthält die „Constitutio Antoniniana“, eine Verordnung des Kaisers Caracalla aus dem Jahr 212/213, mit der allen freien Einwohnern des Römischen Reiches das römische Bürgerrecht verliehen wurde, und hat damit offiziell den Status „Memory of the World“. Ein internationales Expertenkomitee hat Ende Oktober2017 in Paris diese Entscheidung getroffen.

Bei der „Constitutio Antoniniana“ handelt es sich um das bedeutendste Schriftstück der Gießener Papyrussammlung, die sich wiederum in drei abgeschlossene Sammlungen untergliedert. Der Papyrus „Constitutio Antoniniana“ entstand im Jahr 215 und war für seine Zeit von herausragender weltpolitischer Bedeutung. Der Papyrus enthält unter anderem das einzige heute noch im originalen Wortlaut existierende Exemplar einer Verordnung des Römischen Kaisers Caracalla (188–218) aus dem Jahr 212/213 (P.Giss.inv. 15/P.Giss. 40). Es handelt sich um die griechische Übersetzung des ursprünglich lateinischen Textes, in dem Caracalla das Römische Bürgerrecht an alle freien Einwohner des Römischen Reiches verleiht. Die „Constitutio Antoniniana“ ist das erste in einer Reihe weltgeschichtlich zentraler Dokumente zu den Bürger- und Menschenrechten sowie zur Verfassungsgeschichte, dem etwa die Magna Charta (1215), die Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. (1356) oder die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte durch die Französische Nationalversammlung (1789) folgen.  

Die UB Gießen verfügt über die fünftgrößte Papyrussammlung in Deutschland, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schrittweise durch universitäre und städtische Unterstützer erworben werden konnte. Die Sammlung gliedert sich in drei abgeschlossene Paryrussammlungen: die „Papyri Gissenses (P. Giss.)“, die „Papyri bibliothecae universitatis Gissensis (P.b.u.G.)“ und die „Papyri Iandanae (P. Iand.)“. Sie umfasst mehr als 2.300 Papyri, rund 550 beschriebene Tonscherben (Ostraka) aus dem antiken Ägypten und Griechenland sowie 45 Keilschrifttafeln aus der altassyrischen Handelskolonie Kaneš in der heutigen Türkei. In den Jahren 1999 bis 2003 wurden alle Stücke durch die Förderung der DFG digitalisiert und online frei verfügbar gemacht. Im Rahmen des DFG-Projekts wurde die "Giessener Papyri- und Ostrakadatenbank" erstellt. 

via https://idw-online.de/de/news683808

Auch die Akten und Tonbandaufnahmen des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses hat die Unesco am 30.10.2017 als Weltdokumentenerbe ausgezeichnet. Der 1963 bis 1965 verhandelte Prozess gilt als entscheidend für die kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus.
 

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