Der Papyrus Giessensis 40, der in der UB der Justus-Liebig-Universität
Gießen (JLU) seit vielen Jahren aufbewahrt wird und 2009
restauriert wurde, ist in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen worden. Er enthält die „Constitutio Antoniniana“,
eine Verordnung des Kaisers Caracalla aus dem Jahr 212/213, mit der
allen freien Einwohnern des Römischen Reiches das römische Bürgerrecht
verliehen wurde, und hat damit offiziell den Status „Memory
of the World“. Ein internationales Expertenkomitee hat Ende Oktober2017
in Paris diese Entscheidung getroffen.
Bei der „Constitutio Antoniniana“ handelt es sich um das bedeutendste
Schriftstück der Gießener Papyrussammlung, die sich wiederum in drei
abgeschlossene Sammlungen untergliedert. Der Papyrus „Constitutio
Antoniniana“ entstand im Jahr 215 und war für seine Zeit von
herausragender weltpolitischer Bedeutung. Der Papyrus enthält unter
anderem das einzige heute noch im originalen Wortlaut existierende
Exemplar einer Verordnung des Römischen Kaisers Caracalla (188–218) aus
dem Jahr 212/213 (P.Giss.inv. 15/P.Giss. 40). Es handelt sich um die
griechische Übersetzung des ursprünglich lateinischen Textes, in dem
Caracalla das Römische Bürgerrecht an alle freien Einwohner des
Römischen Reiches verleiht.
Die „Constitutio Antoniniana“ ist das erste in einer Reihe
weltgeschichtlich zentraler Dokumente zu den Bürger- und Menschenrechten
sowie zur Verfassungsgeschichte, dem etwa die Magna Charta (1215), die
Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. (1356) oder die Erklärung der Menschen-
und Bürgerrechte durch die Französische Nationalversammlung (1789)
folgen.
Die UB Gießen verfügt über die fünftgrößte
Papyrussammlung in Deutschland, die in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts schrittweise durch universitäre und städtische Unterstützer
erworben werden konnte. Die Sammlung gliedert sich
in drei abgeschlossene Paryrussammlungen: die „Papyri Gissenses (P.
Giss.)“, die „Papyri bibliothecae universitatis Gissensis (P.b.u.G.)“
und die „Papyri Iandanae (P. Iand.)“. Sie umfasst mehr als 2.300
Papyri, rund 550 beschriebene Tonscherben (Ostraka) aus dem antiken
Ägypten und Griechenland sowie 45 Keilschrifttafeln aus der
altassyrischen Handelskolonie Kaneš in der heutigen Türkei. In den
Jahren 1999 bis 2003 wurden alle Stücke durch die Förderung der
DFG digitalisiert und online frei
verfügbar gemacht. Im Rahmen des DFG-Projekts wurde die "Giessener Papyri- und Ostrakadatenbank" erstellt.
via https://idw-online.de/de/news683808
Auch die Akten und Tonbandaufnahmen des ersten Frankfurter
Auschwitz-Prozesses hat die Unesco am 30.10.2017 als Weltdokumentenerbe
ausgezeichnet. Der 1963 bis 1965 verhandelte Prozess gilt als entscheidend für die kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus.
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